Mai 2023 - Der Mai bringt für die meisten Investoren ein eher durchwachsenes Bild, vor Allem, wenn man sehr breit diversifiziert ist. Der Techsektor allerdings lässt sich die Stimmung nicht vermiesen und trumpft noch mal richtig auf. Immer noch getrieben vom AI Hype, mit dem wir uns bestimmt noch eine lange Zeit vergnügen können. Was die Märkte aktuell verunsichert, ist die anhaltende Diskussion um die Anhebung der Schuldenobergrenze der USA und eventuelle Zahlungsausfälle, falls es hier nicht bald eine verträgliche Einigung gibt.
Die Meisten scheinen diesbezüglich jedoch recht entspannt zu sein. Da der Dollar eine Leitwährung ist, ist es für die USA vermutlich unkritischer als für viele andere Länder so eine Krise zu überstehen. Noch. Ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt, und ob die Welt nicht vielleicht doch auch zunehmend Vertrauen in die US Wirtschaftspolitik verliert. Ich habe für mich schon seit längerer Zeit entschieden zunehmend Aktienpositionen in anderen Regionen aufzubauen, was bisher auch ganz gut funktioniert.
Dennoch habe ich mit über 35% immer noch den Bärenanteil meiner Investments in den USA. Aber ich habe ja auch nicht in US Staatsanleihen investiert sondern in Unternehmen.
Der gut laufende Techsektor treibt vor allem mein ING Depot an, wie man in den Einzeldepot Updates sehen wird.
Fernab von den Finanzen habe ich aber auch wieder etwas für die persönliche Bildung unternommen und meinen Horizont mit folgenden Büchern erweitert:
Johan Hari - Stolen Focus
Ekil-Geir Loken - The professional interview
Paul Cleary - Trillion Dollar Baby
David Spiegelhalter - The Art of Statistics
Besonders interessant fand ich Trillion Dollar Baby, da es mir Einblicke in die Historie des norwegischen Staatsfonds gewährt hat. Wie finanziert er sich und wie wird er verwaltet. Welche Regulierungen spielen im Laufe der Jahre ein Rolle. Und nun ist auch klarer für mich, warum Deutschland in dieser Form keinen Staatsfonds haben wird und kann. Das heißt aber nicht, dass ich gegen die Idee eines Staatsfonds bin. Deutschland müsste andere Mittel und Wege finden so einen Fonds zu speisen.
Generell wäre ich aber schon alleine dankbar darüber, wenn die Politik es Privatanlegern ermöglichen könnte, sich ähnlich USA für die Altersvorsorge Aktien bzw. Dividenden in Depots mit besonderen Konditionen zu legen. Oder eben über lange Haltezeiträume Steuervorteile einzuräumen.
Als Nebenprodukt des Buches lernte ich viel über die Ölindustrie und über welche natürlichen Ressourcen Norwegen, auch aufgrund geschickter Verhandlungen in der Vergangenheit, verfügt.
Über die Beschäftigung mit dem norwegischen Staatsfonds bin ich auch Nicolai Tangen gestoßen, den CEO des Fonds. Eine seiner Lesungen, die ich hervorragend fand, hatte ich auch auf Instagram geteilt. Er betreibt auch selbst einen sehr spannenden Podcast, in dem er überwiegend CEOs oder CFOs von vielen großen Unternehmen interviewt, in die der Fonds investiert.
Über ihn kam ich auch auf das Buch "The professional Interview" - in dem es eigentlich um Verhörtaktik geht, aber auch allgemein um Gesprächsführung. Ich hatte mich in der Vergangenheit schon mal mit dem Thema beschäftigt, als ich "Never split the difference" gelesen hatte. Mir geht es bei dieser Art Bücher vor Allem um die psychologischen Hintergründe. Wie bekomme ich Informationen, entdecke Unwahrheiten etc. ein Thema das mich privat, beruflich aber auch als Investor interessiert.
Aktuell lese ich noch die letzten Seiten von "The Art of Statistics" - David Spiegelhalter's Buch ist bei Weitem nicht so trocken, wie es klingt. Es bringt immer wieder gut verständliche Beispiele um gewisse Ansätze der Statistik zu erläutern. Auch von diesem Buch profitiere ich einerseits beruflich, aber auch als Investor. Statistiken zu verstehen, aber auch hinterfragen zu können ist eine wichtige Fähigkeit. Das Thema hatte mich bereits bei Rosling's Buch "Factfulness" gereizt. Im Beruf, aber auch in Investorpräsentationen sieht man oft Darstellungen oder Statistiken, denen eine fragwürdige Datenbasis zu Grunde liegt und die daher leicht falsch interpretiert werden können. Diese zu "entlarven" ist wichtig, da man sich sonst leicht ein falsches Bild der Zusammenhänge macht.
Aber zurück zum Thema Geld.
Im Folgenden die Depotänderungen aus dem Mai:
ING-Dynamik-Depot:
Durch den relativ hohen US-Tech Anteil im ING-Depot lief der Monat hier überaus erfreulich. Allerdings, und wie gewohnt, neigt meiner Meinung nach die Börse mal wieder zur Übertreibung. Auch wenn viele der Unternehmen erfreuliche Resultate melden konnten und auch gute Aussichten melden, so bewegen sich schon wieder viele der Unternehmen in fragwürdigen Bewertungsregionen. Rückblickend betrachtet war es gut Ende letzten Jahres/Anfang dieses Jahres bei einigen Techunternehmen nachzukaufen. Genauso scheint es mir jetzt ratsam langsam die Bremse zu ziehen. Im letzten Monat hatte ich ja bereits bei Meta eine große Teilposition verkauft und auch aktuell hinterfrage ich wieder einige Positionen und habe auch teilweise schon gehandelt Der Techmarkt ist meiner Meinung nach aktuell schon wieder stark überkauft. Für weitere Investments schaue ich aktuell eher auf Bereiche, die gerade weniger gefragt sind.:
27.05.2023: Teilverkauf von Nvidia zum Kurs von 367,45 Euro. Ich hatte bereits vor den Quartalszahlen den Kurs von Nvidia als viel zu hoch empfunden. Als dann aber nach den Zahlen der Kurs um nochmals 25% angestiegen ist, hatte ich Handlungsbedarf gesehen. Wenn ich mir die Entwicklung von P/E oder P/FCF bei Nvidia anschaue, so sehe ich einfach keine Rechtfertigung mehr für diese Bewertung. Da die Erkenntnis aber beim Markt immer erst später einsetzt, kann es gut sein, dass die Aktie noch weiter klettert. Aber bei der aktuellen Bewertung ist quasi 5 Jahre Wachstum mit 50% Wachstum pro Jahr eingepreist. Wie wahrscheinlich ist es, dass Nvidia dieses Wachstum halten kann, keinerlei Probleme bekommt, z.B. nicht schnell genug Fertigungskapazitäten aufbauen kann, oder einer der Konkurrenten, wie AMD oder doch der fernabgeschlagene Konkurrent Intel wieder auf den Plan treten? Hier gibt es zu viele Risiken. Daher habe ich hier zunächst mal meine initiale Investitionssumme wieder herausgezogen. Nvidia reitet mir ein wenig zu sehr auf der AI-Hypewelle. Über weitere Teilverkäufe denke ich nach.
17.05.2023: Erstkauf Diageo zum Kurs von 41,04 Euro. Mit Diageo liebäugle ich schon seit längerem. Teilweise war mir die Aktie in der Vergangenheit auch zu teuer. Ich habe mich zu diesem Kurs nun aber mal zu einem Einstieg bewegt. Gleichzeitig wird damit auch die Dividendenseite gestärkt.
30.05.2023: Nachkauf bei 3M zum Kurs von 89,07 Euro. Bei 3M macht sich ja bereits seit längerem Pessimismus breit. Einerseits wegen Gewinnrückgängen, andererseits wegen einigen Rechtsstreits, die sich über Jahre hinziehen können. Ich bin hier mal mutig und wage einen Nachkauf.
Die Performance des ING Depots in diesem Monat betrug +6,2%
Comdirect Sparplan Depot:
Im Comdirect Sparplandepot gab es in diesem Monat keine zusätzlichen Käufe.
Die Performance des Comdirect Depots in diesem Monat betrug -1,6%
Sparkassen Depot:
Hier gab es in diesem Monat eine größere Änderung, die ich allerdings nicht in Portfolio Performance abgebildet bekomme. Falls jemand weiß, wie das geht, kann er mich gerne anschreiben =). Ich habe jedoch keine Lust hier stundenlang zu recherchieren oder mich auf irgendwelchen Onlineforen anzumelden, um an die Information zu kommen.
Die Performance des Sparkassen Depots in diesem Monat betrug -0,2%
Damit betrug die Gesamtperformance aller Depots in Summe in diesem Monat 2023 +3,2%
Dividenden und Zinserträge in diesem Monat:
adidas AG
Allianz
Apple
BASF
Brown & Brown
Compugroup Medical
Danaher
Foot Locker
Fresenius
Games Workshop Group
Immersion Corp.
JD.Com
Lifco AB
Mips AB
SAP
Tomra Systems
Ishares Clean Energy ETF
Der Mai ist einer der besten Dividendenmonate überhaupt und in diesem Jahr schlägt er das Vorjahr um Längen. Die Strategie von den unregelmäßig ausschüttenden Memory Expresszertifikaten runterzukommen und lieber mehr in regelmäßige Dividendenzahler zu wechseln bewährt sich so langsam und glättet auch die Kurve des passiven Einkommens. Der Mai spült dieses Jahr satte 1385,94 Euro in die Dividendenkasse.
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