Die CD Projekt Aktie ist aktuell ein häufiges Gesprächsthema das ich aufmerksam verfolge, da für mich ein versöhnlicher Ausgang hier ebenfalls von Interesse ist. Ich hatte vor einiger Zeit ebenfalls investiert und auch nochmals beim Kurssturz nachgekauft.
Hier möchte ich auf die Marktphantasie eingehen, die für mich bei dieser Investition dahinter steckt und nicht auf Fundamentaldaten eingehen, die von Anderen Kanälen schon ausgiebig analysiert wurden.
Anbei die Fakten, die für mich für und gegen den langfristigen Erfolg von CD-Projekt sprechen:
Pros:
CD Projekt hat bereits in der Vergangenheit Schwierigkeiten nach der Veröffentlichung von Spielen gehabt, die dann aber durch Patches behoben wurden und so auch noch nachträglich die Performance der Spiele steigern konnten. Bei Cyberpunk gab es bereits zahlreiche Patches in den letzten Tagen seit Veröffentlichung, und das Entwicklerteam arbeitet mit Hochdruck daran.
Die Verkäufe sprechen für das Spiel, trotz der Möglichkeit der Rückerstattung scheinen die meisten enttäuschten Käufer den Entwicklern die Chance geben zu wollen, die Bugs auszumerzen und die Spieleperformance auch auf den alten Konsolen zu verbessern.
Mit besserer Marktdurchdringung der Next-Gen Konsolen, wird die Unzufriedenheit auf den alten Konsolen über die Zeit mehr und mehr zurückgedrängt. Dieses wird dadurch gestärkt, dass CD Projekt zugesagt hatte, dass bei Kauf des Spiels auf der "alten" Generation die Spieler das Upgrade des Spiels auf die neuen Konsolen kostenlos bekommen.
Die Witcherserie auf Netflix hat gezeigt, wie viel weiteres Potenzial in Spielevorlagen steckt, auch wenn hier CD Projekt am Umsatz nicht wirklich beteiligt ist. Dennoch bin ich zu 100% sicher, dass es die Netflix Witcher Serie ohne das Spiel nie gegeben hätte. Die Buchreihe hat sicherlich nicht genug Aufmerksamkeit erregt um Netflix hier zu einer Serie zu motivieren. Ich denke, dass CD Projekt das Vertragswerk mit den Cyberpunk-Urhebern dieses mal geschickter gestrickt hat und bei der Option einer Ausgliederung einer Cyberpunk Streaming-Serie ebenfalls an Umsätzen beteiligt werden könnte. Die Architektur und Tools, mit denen an Spielen gearbeitet wird, rückt immer näher an jene der Filmindustrie, daher hätte CD-Projekt hier denke ich gute Karten in mögliche Projekte eingebunden zu werden und zusätzliche Umsätze zu generieren.
Die Umsätze, die bereits jetzt mit Cyberpunk 2077 generiert wurden sind überraschend hoch und deutlich höher, als ich sie eingeschätzt hatte - ich hatte vor einiger Zeit hier mal postuliert, dass ich von 20 Mio Einheiten im ersten Jahr ausgehe. Dass aber bereits im Vorverkauf und in den ersten wenigen Wochen nach Release bereits 13 Mio Einheiten verkauft wurden erstaunt mich.
Daraus abgeleitet kann man nur vermuten, wie viele Einheiten es dann im nächsten Jahr wirklich werden. Zukünftiger Download-Content hat hier ebenfalls hohes Umsatzpotenzial.
Das Studio hat bei Witcher in der Vergangenheit gezeigt zu was es fähig ist. Da hier im Prinzip seit 20 Jahren das gleiche Management Team in der Verantwortung ist und gezeigt hat, dass es in der Lage ist abzuliefern, gibt es für mich keinen Grund für mich anzuzweifeln, dass das Studio die aktuellen Herausforderungen nicht bewältigen kann. Das Board of Directors hat hier sehr viel "Skin in the Game", daher bin ich überzeugt, dass sie alles Notwendige tun werden, um die aktuellen Probleme zu beheben.
Aufgrund der gütlichen Einigung mit dem Witcher-Autor steht auch weiteren Witcher Titel und somit zukünftigen Umsätzen der CDP-Cashcow nichts mehr im Weg.
Cons/Risiken
Risiken, die ich sehe sind, dass aufgrund des hohen Drucks, der nun auf den Entwicklern lastet, Mitarbeiter das Entwicklerteam verlassen, was sich negativ auf den Zeitplan zur Fehlerbehebung auswirken kann und weitere Kursrutsche zu Folge haben könnte. Was nicht passieren sollte ist, dass jetzt zu viel Know-How aus der Firma verschwindet. Aktuell gibt es bei CD-Projekt ca. 10 Stellenausschreibungen zu Cyberpunk 2077, was ich bei der aktuellen Unternehmensgröße von 800-1000 Mitarbeitern und dem Umstand, dass sich die Marke noch im Aufbau befindet und vermutlich auch weiter an Content und Add-ons gearbeitet werden soll, nicht viel finde. Das sieht für mich nicht nach einer Massenflucht an Mitarbeitern oder erhöhter Fluktuation aus und "beruhigt" mich in dieser Hinsicht.
Zu viel Druck von Aktionärsseite könnte sich meiner Meinung nach ebenfalls negativ auswirken. Wenn das Management zu sehr damit beschäftigt sein wird, die aufgebrachten und jammernden Aktionäre zu beruhigen oder sich mit Klagen zu befassen, könnten die eigentlich in dieser Situation wichtigen Managementaufgaben ins Hintertreffen geraten. Im Prinzip schneiden sich hier viele Aktionäre nun ins eigene Fleisch.
Das Entwicklerteam schafft es nicht die Fehler zu beheben und die Performance auf den alten Konsolen zu steigern. - Die Bugs im Spiel zu beheben wird denke ich die leichteste Aufgabe sein, da ja der Grund für den Unmut die Millionen "Betatester" sind, die nun Fehler entdecken können. Wenn Spieler und Studio hier aber zusammenarbeiten und schnell sind, gehe ich davon aus, dass bereits in 2 Monaten die Meisten Bugs behoben sind. Schwieriger wird es sein, die Performance auf den alten Konsolen zu steigern. Im schlimmsten Fall müssen sich die Spieler damit abfinden, dass erst mit Erwerb einer Next-Gen Konsole bzw. entsprechender Hardware das Spiel wie gewünscht läuft. Ich finde aber die Aufregung darum übertrieben - hier hat aber CD Projekt tatsächlich in Sachen Management of Expectations versagt. Ich arbeite selbst im Projektmanagement mit internationalen Kunden zusammen. Management of Expectations ist für mich der wichtigste Punkt in Zusammenarbeit mit Kunden und Produkten. Wenn nicht wie erwartet geliefert wird, egal ob Zeitplan oder Qualität/Performance, geht Vertrauen verloren, das nur sehr sehr mühsam wieder hergestellt werden kann. Was ich in dieser Hinsicht CD Projekt positiv anrechne, ist dass das Management ordentlich kommuniziert und häufige Updates liefert - es ist keine Wirecard, bei denen tagelang keine Kommentare auf irgendwelche Vorwürfe erwidert wurden oder generell schlechte IR Arbeit geleistet wurde.
Ich halte es dennoch nicht für unwahrscheinlich, dass der Kurs nochmals abrutscht. Es wird aber sicherlich maßgeblich davon abhängen, was CD Projekt nun in den nächsten Tagen und Wochen unternimmt und wie es vom Markt aufgenommen wird.
Ein langfristiger möglicher Schaden, der sich aber nicht einschätzen lässt ist das gestörte Verbrauchervertrauen. Viele Spieler sind denke ich happy mit dem Spiel. Die Kritiker schreien meist lauter als die zufriedenen Kunden. Momentan ist es noch viel zu früh zu mutmaßen, ob sich viele Spieler von der Firma abwenden werden. Ich schätze das aber eher für unwahrscheinlich. Gamer neigen in solchen Fällen leicht zu Überreaktionen und übertriebenem Motzen, sind aber auch schnell wieder zu beschwichtigen. Siehe damals Diablo 3, das zu Anfang massiv aufgrund des Echtgeldaktionshauses und der Item-Mechanik kritisiert wurde. Blizzard konnte aber nachbessern und das Spiel wurde noch zu einem langjährigen Erfolgstitel.
Fazit:
Ich bin hier gespalten. Da ich von der bisherigen Arbeit von CD Projekt begeistert bin und auch Witcher 3 sehr lange und ausgiebig selbst gespielt habe, habe ich großes Vertrauen, dass das Management bei CD Projekt die Herausforderungen meistern wird. Ich werde definitiv meine Aktien hier in bester Buy und Hold Manier behalten und abwarten. Ob ich nochmals bei weiteren Rücksetzern zukaufe weiß ich noch nicht, aber werde,falls erforderlich, kurzfristig eine Entscheidung treffen. Sollte CD Projekt in der Lage sein, die Probleme zeitnahe zu beheben, gehe ich davon aus, dass der Kurs sich hier im nächsten halben Jahr deutlich erholen wird und sehe daher die Chance hier höher ein, als dass der Kurs komplett "absäuft".
Kommentare