Da ich leider die ganze Woche krank war (ironischerweise eine Atemwegsinfektion) hatte ich viel Zeit mir Gedanken zu diesem Thema zu machen. Ich finde es sehr schwer sich ein wirkliches Bild zu machen, wie herausfordernd die Situation in den betroffenen Gebieten in China tatsächlich ist, da es schwer ist bei den Informationen die Spreu vom Weizen zu trennen und die übertriebenen Infos von sowohl Heile Welt Jüngern als auch Untergangsaposteln herauszufiltern und sich das wahrscheinlichste Szenario auszumalen.
Glücklicherweise gibt es einige wenige Kanäle auf Youtube, die die Informationen wertungsneutral darstellen.
Inzwischen gibt es ja vielerorts die Meinung, dass sich das Ganze fast gar nicht auswirkt, weshalb man an den asiatischen Börsen, nach der Anfangspanik schon wieder eine Erholung sieht bzw. bei Kursrücksetzern sofort nachgekauft wird.
Ich habe auch schon Interpretationen gesehen, die vermuten, dass die Coronapanik den Onlinehandel sogar beleben wird und sich so positiv auf die Zahlen auswirken wird. Diese Sichtweise finde ich etwas kursichtig.
Kurzfristig wäre das durchaus denkbar - allerdings nur solange die Lagerhaltung der Onlinehändler dies auch hergibt.
Mittel- bis Längerfristig sehe ich aber folgende Risken:
Eine hohe Anzahl Produktionsstätten in China sind bereits über einen längeren Zeitraum geschlossen und es ist durchaus möglich dass dieser Quarantänezustand noch für einige Zeit weitergeht. Es wir hier davon abhängen welche Kapitalreserven diese vielen Kleinbetriebe haben um einen längeren Zeitraum ohne Umsätze/Gewinne zu überstehen. Bei größeren Unternehmen mache ich mir hier weniger Sorgen, da ich vermute, dass hier die Regierung das Ganze über Finanzspritzen stützen wird so gut es geht. Ob das aber bei tausenden von Kleinbetrieben auch möglich sein wird man sehen müssen. Es besteht aber durchaus die Gefahr, dass in Folge der fortwährenden Betriebsschließungen eine große Zahl diese Unternehmen pleite gehen.
Wenn man diese Kette weiterverfolgt führt einen das Ganze unweigerlich zu Alibaba, die zu einem sehr hohen Prozentsatz Waren dieser Unternehmen vertreiben. D.h. es wird sich einerseits negativ für die Umsatzentwicklung auswirken aber auch zu signifikanten Lieferengpässen kommen. Meine Vermutung ist aber, dass sich das auf den Kurs von Alibaba längerfristig nur bedingt auswirken wird, da viele hier noch längerfristig denken und die Zukunft des Unternehmens in mehreren Jahren einpreisen und nicht das, was im nächsten Jahr kommt.
Interessant könnte es werden, wenn man die Überlegungen weiterspinnt. Wenn ich an die riesige Horde an Amazon FBA Business Betreibern denken, die ihre Waren günstig aus China beziehen - für die könnte das Ganze in Folge ebenfalls zu Umsatz/Gewinneinbrüchen führen, was sich aber wahrscheinlich erst in den nächsten Monaten abzeichnen wird. Daher würde es für FBA-Seller vielleicht Sinn machen sich Gedanken über alternative Lieferanten zu machen, falls einer ihrer Zulieferer insolvent geht. In Folge dessen wird es natürlich auch eine negative Auswirkung auf die generellen Amazon-Umsätze haben.
Alles in Allem bin ich dennoch optimistisch gestimmt und habe die große Hoffnung, dass wir hier alle mit einem blauen Auge davon kommen und sich die Wirtschaftslage nicht zu sehr verschlechtert.
In diesem Sinne - bleibt gesund!
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