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AutorenbildAktien-EXP / Sebastian

Die größten Investoren der letzten 100 Jahre

Was unterscheidet die größten Investoren vom Rest der Welt? Welche Eigenschaften und Vorgehensweisen habe sie sich zu eigen gemacht, die viele Andere übersehen oder vielleicht nicht berücksichtigen? Welche Gemeinsamkeiten gibt es? Gibt es vielleicht ein größeres Muster hinter all diesen erfolgreichen Menschen?


In den letzten Monaten war ich vielen dieser Investoren auf der Spur und habe mich mit ihren Anlagestrategien beschäftigt.

Das Ziel: Fehler vermeiden, die sie in ihrer Karriere begangen haben. Ergründen, welche wichtigen Eigenschaften und Strategien bei ihren Investitionen eine Rolle spielen. Welche Rolle spielt Diversifikation für sie. Welche Langzeitperformance konnten Sie über lange Zeiträume erzielen.


Gerade die Langzeitperformance halte ich für ungemein wichtig, da sich hier die Spreu vom Weizen trennt. Gerade in den letzten Jahren, in denen wir mehr oder weniger einen konstanten Bullenmarkt hatten sprießen die Finanzexperten aus dem Boden und viele Neuanleger preisen ihre Genialität an, weil sie +50% oder +100% Performance in kurzen Zeiträumen erzielt haben. Wenn man das Gesetz der Wahrscheinlichkeit betrachtet, ist es aber sehr wahrscheinlich, dass in einem Markt, in dem fast alle Aktien nach oben laufen sogar recht viele Menschen sich einige Aktien herauspicken, die den Markt ausperformen - und zwar selbst dann, wenn diese rein zufällig gewählt sind.


Mission Money hatte hierzu Anfang 2021 ein Experiment mit ihrem Random Portfolio gestartet, das zum 02.07.2021 beispielsweise auch den Markt ausperformt, obwohl die Aktien per Zufallsgenerator gewählt wurden.


Je größer der Zeitraum der Outperformance ist, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um puren Zufall handelt. Die Wahrscheinlichkeit, dass selbst ARK-Invest nur ein glückliches Händchen über den Zeitraum von 7-8 Jahren hatte ist gar nicht mal so gering. Mit der Diversifikation sieht es ähnlich aus.

Je weniger Werte im Depot sind, die gut performen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Stockpicker einfach nur Glück bei der Auswahl hatte. Besonders beeindruckend finde ich daher Langzeit Outperformance von Portfolien, die sich aus sehr vielen Werten zusammensetzen. Die meisten Beispiele der folgenden Investoren-Legenden betrachten daher Anlagezeiträume von 20 Jahren und mehr.


Baseballcards:

Folgende Punkte werde ich dabei bei jedem Investor in Form einer Baseballcard betrachten, diese wird es dann auch nochmal zusammengefasst auf Instagram geben.

  1. Langzeitperformance (%jährliche Rendite auf Zeitraum bezogen)

  2. Anlagestil

  3. Diversifikation

  4. Buchtipp für



#1: Benjamin Graham

  1. Langzeitperformance: ~20% jährliche Rendite von 1936-1956

  2. Anlagestil: Value, stark defensiv und hohe Sicherheitsmarge, Graham hat ausschließlich in Aktien investieren, in denen er den Preis unter dem intrinsischen Wert sah und bei denen er eine maximale Sicherheitsmarge gesehen hat, Haltedauern 1-3 Jahre

  3. Diversifikation: 30+ Aktien. Benjamin Graham war ein Vertreter breiter Diversifikation

  4. Buchtipp: The Intelligent Investor (Benjamin Graham)


#2: Warren Buffett

  1. Langzeitperformance: ~20% jährliche Rendite seit 1965

  2. Anlagestil: Value, Buy & Hold, stark defensiv und hohe Sicherheitsmarge, wie auch sein Lehrmeister Benjamin Graham investiert er ausschließlich in Aktien, in denen er den Preis unter den intrinsischen Wert sieht, high safety margin, Kompetenzkreis, Burggraben

  3. Diversifikation: Obwohl Berkshire 40-50 Aktien hält, Sind es eigentlich nur 10-15 Hauptpositionen, die einen Nennenswerten Anteil des Portfolios ausmachen

  4. Buchtipp: The Snowball: Warren Buffett and the Business of Life (Alice Schroeder)


#3: Charlie Munger

  1. Langzeitperformance: ~20% jährliche Rendite seit 1965

  2. Anlagestil: Value, Buy & Hold, stark defensiv und hohe Sicherheitsmarge, wie auch Warren Buffett investiert er ausschließlich in Aktien, in denen er den Preis unter den intrinsischen Wert sieht, high safety margin, Kompetenzkreis, Burggraben, Inverses Denken

  3. Diversifikation: ist der Meinung man kann den Markt nicht schlagen, wenn man zu breit diversifiziert ist.

  4. Buchtipp: Charlie Munger "Ich habe dem nichts mehr hinzuzufügen" (Tren Griffin)


#4: Mohnish Pabrai

  1. Langzeitperformance: ~12% jährliche Rendite seit 2001

  2. Anlagestil: Value, Preis muss weit unter dem intrinsischen Wert der Aktie liegen, damit Mhonish diese kauft, high safety margin

  3. Diversifikation: 4-6 hochkonzentriertes Portfolio

  4. Buchtipp: The Dhandho Investor: The Low - Risk Value Method to High Returns (Mohnish Pabrai)


#5: Phillip A. Fisher

  1. Langzeitperformance: ~20% jährliche Rendite bei Motorola über mehr als 50 Jahre

  2. Anlagestil: langfristiges Wachstum & Integrität des Managements schlägt günstige Bewertung, Scuttlebutt-Method, Käufe bervorzugt in Abschwungphasen, 15 goldene Regeln

  3. Diversifikation: <10; Qualität > Quantität

  4. Buchtipp: Common Stocks and uncommon Profits (Phillip A. Fisher)


#6: Peter Lynch (Magellan)

  1. Langzeitperformance: ~29% jährliche Rendite von 1977-1990

  2. Anlagestil: vorwiegend Wachstum, Simplification, leicht zu verstehende Geschäftsfelder

  3. Diversifikation: extrem >500. Der Magellan Fonds setzte sich aus mehr als 1000 Einzeltiteln zusammen

  4. Buchtipp: One up Wallstreet (Peter Lynch)


#7: Nick Sleep (Nomad)

  1. Langzeitperformance: ~20,8% jährliche Rendite von 2001-2014

  2. Anlagestil: value, buy & hold

  3. Diversifikation: <10 , größte Anteile Amazon, Berkshire, Costco

  4. Buchtipp: Full_Collection_Nomad_Letters (pdf downloadbar)


Kommentar: die Liste werde ich vermutlich ab und zu weiter ergänzen, da es noch zahllose andere erfolgreiche und interessante Investoren gibt, über die ich in Zukunft mehr lernen möchte.


Je mehr ich über und von diesen großartigen Investoren lese, desto mehr scheint sich ein Muster abzuzeichnen. Keines, das meine Glaubensgrundsätze komplett verändern würde, aber doch auch einige Punkte, die mich meine aktuellen Strategien überdenken lassen.


Welche Gemeinsamkeiten ergeben sich bei all diesen Investoren:

  • sehr lange Anlagezeiträume mit sehr wenigen Portfolioänderungen

  • sehr sorgfältig ausgewählte Unternehmen, die entweder in Krisenphasen oder anders begründeten Phasen von Unterbewertung gekauft wurden oder extreme Wachstumsunternehmen, die über sehr lange Zeiträume gehalten wurden.

  • bis auf Peter Lynch haben alle ein sehr überschaubares Portfolio mit wenigen Unternehmen, in die aber sehr viel Research-Arbeit geflossen ist.

  • alle haben für sich Grundsätze definiert, an die sie sich strikt halten. Kurzfristige Strategieänderungen an der Börse sind unsinnig, da nicht erkennbar wird, was davon langfristig erfolgreich ist.

  • Vermeidung von Fehlern bzw. auch der Safety Margin ist vielen wichtiger, als der perfekte Stock Pick, da ein Aufholen von Verlusten schwieriger ist, als ein oder 2 Werte dabei zu haben, die einfach nur nicht ganz so gut laufen.


Allgemeines Fazit:

Jeder der betrachteten Investoren hat ein Vermögen von mehreren hundert Millionen oder mehren Milliarden aufgebaut. Keiner davon ist ein "Trader".

Interessanterweise hört man auch selten von Tradern, die sich ein Milliardenvermögen aufgebaut haben. Ich schließe zwar den Erfolg von einzelnen Tradern nicht aus, aber ich sehe die Wahrscheinlichkeit um ein vielfaches niedriger an mit Trading auf Dauer eine positive Rendite zu erzielen als mit einer Langzeit-Buy&Hold Strategie.


Viele dieser Investoren hielten über lange Zeiträume an ihren Ideen fest, auch wenn diese nicht sofort zündeten. Gerade Peter Lynch erzählt hierzu häufig, dass er teils jahrelang an einer seiner Meinung nach unterbewerteten Aktie festhielt, bevor diese wirklich den Turnaround schaffte und dann zum Multibagger wurde.

Geduld ist unvorstellbar wichtig beim investieren, genauso wie die Eigenschaft sich nicht durch kurzfristige News, politisches Geplänkel, oder alltägliche Schwankungen des Marktes aus der Ruhe bringen zu lassen.


Fazit für mich selbst:

Die Frage, die ich mir selbst stellen muss ist: "Möchte ich im Laufe der Zeit meine Strategie anpassen und mein Portfolio reduzieren - und erhöhen sich dadurch meine Chancen auf höhere Renditen?". Diese Entscheidung fällt mir sehr schwer. Aktuell fahre ich eine Strategie, die vermutlich nahe an der von der leider verstorbenen Beate Sander liegt. Ich habe sehr viele Werte im Depot, aus vielen Branchen und vielen Ländern.


Der Hintergrund hierfür ist, dass ich darin die Chance sehe in jeder Börsenphase auch Branchen dabei zu haben, die gerade gut laufen, oder gar in eine Überbewertung laufen und so gelegentlich umschichten kann von "teuren" Aktien in gerade "günstige" Aktien. Diese Strategie hat im letzten Jahr gut funktioniert, ich wollte aber die Anzahl der Verkäufe dieses Jahr reduzieren, da ich auch einige Verkäufe getätigt hatte, die mir hinterher leid taten, da die Aktien weiterhin gut liefen - auch wenn die Werte, in die ich umgeschichtet hatte teilweise auch gut liefen. Die Schwierigkeit bei Strategien an der Börse ist, dass du nach 6 Monaten nicht merken wirst, ob deine Strategie gut funktioniert. Das wird sich erst über den Zeitraum von Jahren zeigen. Daher auch der Plan immer am Ende des Jahres eine Rückbetrachtung durchzuführen und dann auch nur sehr kleine Strategieanpassungen vorzunehmen.


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