Seit einiger Zeit bin ich in Aurora Cannabis investiert. Gekauft hatte ich auf einem relativen Tiefpunkt allerdings hatte sich nach kurzer, leichter Erholung der Kurs weiter nach unten entwickelt. Ich bin hier mittlerweile deutlich im Minus (ca. 40%). Glücklicherweise nur mit einem sehr kleinen Teil meines Gesamtportfolios (<1%), da ich das Ganze eher als „Zock“ gesehen hatte.
Die Position ist so unbedeutend, dass ich hin- und herschwanke, noch zu verkaufen oder einfach abzuwarten, was passiert.
Aurora Cannabis befindet sich in einer wirtschaftlichen Schieflage. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen mehrfach zu recht hohen Geboten Konkurrenten aufgekauft um schnell zu expandieren. Der Expansionsfokus der Firma war dabei sehr groß, so dass manche Bereiche nicht so schnell mitwachsen konnten, wie es nötig gewesen wäre.
Seitens der Produktion spricht vieles für Aurora. Inzwischen realisiert Aurora eine jährliche Produktionsmenge von 150.000 kg Cannabis. Die Produktionskosten/Gramm wurden alleine im letzten Quartal um 25% gesenkt.
Um eine Relation zur verkauften Menge zu haben – im aktuellen Quartal wurden ca. 41.000 kg produziert, aber nur ca. 12.000 kg verkauft.
Auch daran ist zu sehen, dass es diverse Schwierigkeiten gibt, mit denen Aurora zu kämpfen hat. Der Vertrieb kommt nicht hinterher. Es scheint als wachse das Lager immer weiter. Im letzten Quartal 1/2020 (Fiskaljahr) wurden sogar ca. 30% weniger abverkauft als im vorigen Quartal. Nach Angaben von Aurora liegt dies an Problemen im Vertriebsnetzwerk aber auch an regionalen Zulassungen, die mehr Zeit benötigen, als veranschlagt.
Für das nächste Jahr stehen ca. 700 Mio $ an Verbindlichkeiten in den Büchern. Es wird also langsam wirklich eng für Aurora das Ruder noch herumzureißen.
Einige Bauprojekte, die Aurora geplant hatte wurden bereits gestoppt um Kosten einzusparen, was sicherlich sinnvolle Entscheidungen waren.
Weitere Neuigkeiten von Aurora sind einerseits der Rücktritt des CCO Cam Battley – diesen sehen allerdings viele eher als positive News an. Er war viele Jahre für die Firma tätig. Allerdings sehen ihn viele als mitverantwortlich für die wirtschaftliche Schieflage und nicht in der Lage das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen – er bleibt aber Teil der Aurora Familie und startet im Board of Directors bei Med Releaf (Australien).
Ein weitere Indikator, dass etwas im Argen liegen könnte ist der Fakt, dass Jason Dyck, der Mitglied des Board of Directors ist ca. 1 Mio seiner Anteile verkauft hat (zum am 17.12. aktuellen Kurs von 3.1 $). Insiderverkäufe in dieser Größenordnung werden generell kritisch angesehen, da hier der Verdacht besteht, dass er über weitere Entwicklungen von Aurora besitzt, die bisher nicht offiziell sind.
Was die Zukunft für Aurora genau bringt, kann ich nur vermuten. Meine Vermutungen für das nächste Jahr sind, dass Terry Booth, CEO und Gründer der Firma ebenfalls dem Druck der Shareholder nicht widerstehen kann und vermutlich ebenfalls seine Rolle als CEO aufgeben muss.
Sehr spannend werden die nächsten Quartalsergebnisse, da es ab Dezember zusätzliche Produktzulassungen für Aurora gibt, so dass sie weiter in den nicht-medizinischen Markt vordringen können. Hier lauert noch viel ungenütztes Marktpotenzial und es könnte sich ein Wendepunkt ankündigen. Allerdings kommt diese Wende meiner Ansicht nach zu spät, da es wirtschaftlich schon so schlecht um Aurora bestellt ist. Wahrscheinlich ist daher durchaus, dass einer der Konkurrenten von Aurora diese günstig kauft, da das Produktionsnetzwerk der Firma sich durchaus sehen lassen kann.
Da ich mich in letzter Zeit auch vermehrt mit Charttechnik befasse versuche ich mir die Aktie auch noch aus dieser Perspektive anzuschauen. Hier bitte ich auch um Feedback, falls ich etwas falsch interpretiere, da ich auf dem Gebiet noch unerfahren bin. Seit Beginn des Abwärtstrends im März 2019 hat Aurora jede Unterstützung problemlos nach unten durchbrochen. Aktuelles Kursniveau (25.12. 2019) ist 1,81 Euro. Die nächst tiefere Unterstützung führt bis ins Jahr 2017 zurück und liegt bei ca. 1,45 Euro. Sollte dieser Unterstützung auch gebrochen werden geht es ab ins Bodenlose und Aurora könnte wieder zum Pennystock werden. Meine Hoffnung ist allerdings dass, bevor dies passiert, entweder eine Trendwende aufgrund deutlich besserer Quartalszahlen kommt und doch wieder der ein oder andere größere Investor einsteigt oder Aurora gekauft wird. Vermutlich werde ich bei ca. 1,45 Euro einen Stopp für mich setzen.
Nachtrag 06.01.2020 - Habe meine Aurora Anteile bei 1,80 Euro verkauft, nach den neuesten Nachrichten, dass Aurora weitere Assets verkauft. Aktuell steht das große, zu MedRelief gehörende Exeter, Ontario Gewächshaus für 17 Mio $ zur Disposition.
Es zeichnet sich immer mehr ab, dass sich Aurora Cannabis viel zu früh in die Akquisition weiterer Anlagen gestürzt hat bevor bekannt war wie schnell ein Ramp-up am Markt überhaupt aufgrund der benötigten Produktionsmengen möglich war. Momentan scheint allgemein am Recreational-Cannabis Markt ein starkes Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu herrschen, da die Zulassungen für die verschiedenen Marktsegmente nicht schnell genug realisiert werden können.
Ein wirkliches Learning kann ich nicht aus dem Ganzen ziehen, da ja von vorneherein klar war, dass hier ein hohes Risiko im Spiel ist. Es ist auch nicht auszuschließen, dass Aurora doch noch irgendwann die Kurve kriegt, aber momentan ist mir die Gefahr zu groß, dass sie zum Pennystock werden und auch noch die letzten größeren Investoren abspringen.
Disclaimer: Ich gebe keine Anlageempfehlungen. Jeder ist für seine Investitionsentscheidungen selbst verantwortlich. Im schlimmsten Fall kann eine Investition zum Totalverlust führen.
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