Irgendwann 2018, das genaue Datum kann ich nicht mehr nachvollziehen, hatte ich entschieden meine Investmentzukunft in die eigene Hand zu nehmen. Der Grund waren die Frustration über Anlageoptionen, die man als unerfahrener Privatanleger von den Kreditinstituten unserer Wahl vorgeschlagen bekommt, deren Renditen oft schlecht und deren Gebühren oft hoch sind.
Welches investierbare Kapital war zu diesem Zeitpunkt vorhanden? theoretisch ca. 400.000 Euro aus einem Hausverkauf, von denen aber 2018 noch große Teile in schlechten Investments bei der Sparkasse gebunden waren. Ich war hier aber teilweise noch so unerfahren, dass mir nicht mal bewusst war, wie kurzfristig ich aus diesen aussteigen kann, bzw. ob ich dadurch irgendwelche Konsequenzen erleiden müsste.
Weiterhin um die 100.000 Euro Cash-Puffer + jährlich neu investierbares Kapital - hier kann ich keinen Fixbetrag beziffern, aber aufgrund einer recht großzügigen Sparrate, die ich mir erlauben kann ist das in der Regel eine höhere 5-stellige Stumme pro Jahr.
Der wichtigste Startpunkt war für mich der Start meines ING Depots, mit dem ich ca. Mitte 2019 loslegte und bei dem ich vor Allem in Einzelaktien investieren wollte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits einige Börsenbücher gelesen, da ich damals aber noch kein Tagebuch mit Bücherliste führte, kann ich leider nicht mehr genau nachvollziehen, welche das waren. Ich denke aber darunter waren One Up on Wall Street und Des kleinen Investors Handbuch, sowie Money von Tony Robbins.
Als Startkapital entschied ich mich für 120.000 Euro, von denen ich ca. 50% in den ersten 2-3 Monaten investierte und dann die weiteren 50% über die folgenden Monate bis Jahresende. Das schöne ist, dass ich selbst diese frühen Transaktionen alle in Portfolio Performance nachvollziehen kann. Wenn ich mir diese frühen Transaktionen sehe, kann ich aus heutiger Sicht nur den Kopf schütteln, welche kurzfristigen Entscheidungen ich da teilweise getroffen habe. Ich erinnere mich nicht mehr an jedes Detail.
2019 habe ich noch keinen Stock Screener benutzt und ich kann mich noch gut erinnern, dass ich mich anfangs schwer tat überhaupt mit irgendeinem Tool warm zu werden, denn ein Screener bringt einem gar nichts, wenn man nicht mal etwas weiter in die Materie, Bewertungskennzahlen und die 3 Finanz-Statements eingetaucht ist. So konnte ich am Anfang auch überhaupt nicht diverse Ranges bei Marktkapitalisierung einordnen. Geschweige denn Begriffe wie P/E, P/FCF, ROIC, ROE. Wie man Financial Statements liest wusste ich ebenfalls nicht und war somit noch weitestgehend fremdgesteuert.
Fehler #1:
das ist für mich daher ganz klar mein erster Fehler. Mich nicht genug mit der Materie zu beschäftigen, bevor ich anfing einzelne Aktien herauszupicken. Das fällt mir auch auf, wenn ich die Liste der Aktien anschaue, die ich damals herausgepickt hatte. Z.B. war aus unerfindlichen Gründen eines meiner größten Investments damals Evotec. Ich hatte mich damals glaube ich noch viel von diversen Hype-Stock Youtube Kanälen beeinflussen lassen. Anders kann ich mir nicht erklären, warum ich damals schon mehrere Käufe bei Tesla getätigt hatte, mit denen ich mich garantiert 2019 noch nicht beschäftigt hatte. Tesla taucht aber garantiert später noch mal bei den Fehlern auf.... Fazit: früher mit der Materie beschäftigen, wenn man selbst Aktien auswählen möchte und die Bewertungen einordnen können.
Was mir auch auffällt, wenn ich mir die damaligen Transaktionen anschaue, ist der fehlende Langzeit-Mindset. Ich hatte hier teilweise sehr kurzfristige Transaktionen mit nur wenigen Tagen oder Wochen Haltedauer bei Unternehmen wie Bayer, die ich nach 1 Monat wieder verkauft hatte, oder Mologen (bei denen ich keinen blassen Schimmer habe, was mich da überhaupt geritten hatte, die zu kaufen), die ich noch am gleichen Tag wieder verkauft hatte. Bei Evotec hatte ich innerhalb 1 Woche 4 Tranchen in einen sinkenden Kurs investiert, um dann mit hohem Verlust 1 Monat später die meisten Anteile zu verkaufen. Davon abgesehen, dass ich Evotec heute nie mehr kaufen würde, kann ich mangels damaliger Tagebucheinträge nicht mehr nachvollziehen, warum ich damals so überzeugt von diesem Unternehmen war - ich glaube nicht, dass ich davon überzeugt war sondern dass es auf irgendeinem Kanal, dem ich damals noch Vertrauen schenkte gehypt wurde.
Fehler #2:
Beeinflussung durch soziale Medien. Das Dauerfeuer, dem man täglich auf Instagram, Youtube, Spotify, Twitter (X) und weiteren ausgesetzt ist, nimmt kein Ende und konfrontiert einen mit einer unendlichen Anzahl an Informationen, positive und negative, über tausende von Unternehmen. Wer leicht beeinflussbar ist, wiegt sich kontinuierlich in der Gefahr sich bei Interesse für ein Unternehmen in einen immer wiederkehrenden Zyklus an Confirmation Bias zu begeben. Dem Algorithmus sei Dank, schlägt sowohl Youtube als auch Meta und Konsorten vor allem Inhalte vor, bei denen der Algorithmus davon ausgeht, dass sie dich interessieren. Und das sind vor allem Inhalte, die genau das bestätigen, was du dir zuvor angeschaut hast. Fazit: konträre Meinungen musst du wirklich aktiv suchen. Neutrale Berichte über Unternehmen suchen und sich selbst eine Meinung über das Unternehmen zu bilden z.B. über Podcasts wie Business Breakdowns, Acquired, Unternehmen dieser Welt, die einfach über Licht- und Schattenseiten eines Unternehmens berichten und nicht dazu dienen die Aktie zu hypen - so dass du dir selbst eine Meinung bilden kannst.
Kleiner Tip: nicht jeder hat den Nerv sich hier so weit in die Materie einzuarbeiten. Bei mir hat es Jahre gedauert und zig Finanzbücher um den Verstand in zweierlei Hinsicht zu schärfen:
Wie erkenne ich bei der vielen verfügbaren Bücher überhaupt erst mal, welche meinen Investmentstil repräsentieren und mit denen ich mich identifizieren kann und welche Methoden für mich überhaupt in Frage kommen? Hier habe ich nicht wirklich einen Tip, denn ob er eher zum Trader oder Langfristinvestor taugt, muss jeder für sich selbst herausfinden. Bei mir ist es definitiv das langfristige Investieren. Wenn du in meine Aktientagebuch-Einträge schaust, findest du immer wieder gute Buchempfehlungen, teilweise auch von Finanzbüchern. Ach in der Büchersektion auf der Hauptseite, die muss ich aber dringend mal bei Gelegenheit überarbeiten - sie ist recht veraltet.
Welchen öffentlichen Kanälen kann ich trauen? Hier gibt es unendlich viele schwarze Schafe, vielen davon bin ich selbst schon früher auf den Leim gegangen. Aber es gibt auch sehr viele hervorragende Finanzpodcasts. Hier kann ich etwas Eigenwerbung anbringen. Einerseits habe ich HIER eine Liste der besten Finanzpodcasts verlinkt, denen ich selbst regelmäßig folge, und auch auf meinem aktiexp-Instagramprofil verlinke ich fast täglich individuelle Folgen von Finanzpodcasts die mich begeistert haben.
Wenn ich das hier schreibe, gehe ich einfach nur Zeile für Zeile meine Transaktionen in Portfolio Performance durch. Und wenn ich 2019 anschaue, dann dreht es mir teilweise wirklich den Magen um, wenn ich sehe, was für einen Scheiß ich damals getrieben habe. Nochmal zum Beispiel Evotec. Hier hatte ich wie gesagt mehrfach in einen fallenden Kurs aber in einem sehr kurzen Zeitraum gekauft, so dass mein mittlerer Kaufpreis bei ca. 24 Euro lag. Ich weiß nicht mehr, was damals mit dem Unternehmen los war. Aber offensichtlich nach den Quartalszahlen ging es richtig abwärts, woraufhin ich nach nur 2 Wochen fast alle Aktien für ca. 18 Euro verkauft hatte, um nur eine Woche später wieder bei 19 Euro nachzukaufen. Wie dumm kann man sein?
Als ich die Liste weiter durchgehe bleibt mein Blick im September 2019 daran hängen: Verkauf 240 Aktien Tesla zum Kurs von 14,52 Euro. Wohlgemerkt - alle Kurse die ich hier angebe berücksichtigen die zwischenzeitlich erfolgten Splits. Aber moment mal - hatte ich Tesla nicht gerade erst gekauft? Ich blättere zurück und finde zwischen Mai und Juni 3 Käufe und einen durchschnittlichen Kaufpreis von ca. 12 Euro - insgesamt 240 Aktien. Krasser Scheiß - 20% Rendite in nur 3 Monaten. Aber eigentlich wollte ich ja auf das Thema langfristiges Anlegen heraus.
Fehler #3:
Damals habe ich einige hundert Euro Rendite in 3 Monaten gemacht und fand das vermutlich aufgrund mangelnder Erfahrung sehr gut. Aber was wäre denn bis heute daraus geworden? Im Top 2021 wären die 240 Aktien 85.000 Euro wert gewesen, die ich im Mai/Juni 2019 für knapp 3000 Euro gekauft hatte. Heute wären sie noch ca. 50.000 Euro wert. Ein zu kurzfristiger Anlagehorizont und zu früher Gewinnmitnahmen killen deine Performance häufig. Das ist ein Fehler, zu dem ich auch heute noch neige, allerdings hat sich das aufgrund deutlich längerer Haltedauern gebessert und aufgrund des Fakts, dass ich dann häufig nur Teilgewinne realisiere und den Rest des Investments weiterlaufen lasse. Die Fehler des zu frühen Verkaufens finde ich extrem wichtig zu analysieren und zu verstehen, wie man es besser machen kann. Um den Mindset zu stärken, länger an Aktien festzuhalten, und nicht so viel zu handeln finde ich ein geniales Tool die "Inertia Analysis", über die ich schon mehrfach gelesen habe und die ich selbst nutze und auch schon häufiger in den Blogbeiträgen beschrieben habe. Gehört hatte ich glaube ich darüber zuerst in einem Podcast von entweder Nicolai Tangen oder von Morgan Housel. Mit Portfolio Performance funktioniert diese ganz einfach. Zu Beginn des Jahres erstelle ich eine Kopie meines aktuellen Portfolios, die ich dann eingefroren lasse. Diese Kopie vergleiche ich dann immer mal wieder - am spannendsten ist der Vergleich zu Ende des Jahres - mit meinem echten Portfolio. Häufig stellt man daraufhin fest, dass die vielen Kauf- und Verkaufsentscheidungen, die man über das Jahr trifft sich nur sehr begrenzt positiv, oft sogar negativ auf die Performance auswirken. Hin- und Her macht Taschen leer, wusste schon Andre Kostolany. Es gibt auch andere hilfreiche Methoden. Z.B. Guy Spier hat sich vorgenommen eine Mindesthaltedauer von 3-5 Jahren zu erreichen, selbst, wenn er nicht mehr von einem Investment überzeugt ist, da man zu häufig aus kurzfristigen Gründen Fehlentscheidungen trifft. Mein Ziel ist es auch meinen Porftolio Turnover so niedrig wie möglich zu halten, das sollte man aber erst dann machen, wenn man überzeugt davon ist, dass man ein solides Portfolio besitzt. Man lernt immer dazu und Verbesserungen sind immer erlaubt.
Kommen wir nun zu dem Jahr, in dem ich am Meisten gelernt habe. 2020 - das Jahr der Pandemie. Hier habe ich aufgrund meiner Fehler eine kurzfristig phänomenale Performance hingelegt, die sich aber langfristig als mein größter Fehler herausgestellt hat und an dem ich fast 2 Jahre lang zu knabbern hatte. Und das, obwohl ich durchaus vieles richtig gemacht hatte, als sich ab Ca. Mitte Februar 2020 der Beginn des Börsenweltuntergangs abzeichnete. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt immer noch den größten Teil meiner Investments in meinem Sparkassen Depot. Mein Sparplandepot bei Comdirect lief seit ca. 7-8 Monaten, als die Talfahrt begann und mein ING Konto war ca. 120.000 Euro groß. Mitte Februar 2020 hatte ich insgesamt ca. 320.000 Euro investiert. In nur 1 Monat schrumpfte mein Vermögen hier mal flott um knapp 100.000 Euro. Und ich kann mich noch gut erinnern, dass diese Zeit für mich wirklich schwer war. Ich hatte zwar bereits viele Börsenbücher gelesen, die sich mit dem Verhalten im Crash beschäftigen. Aber wenn man das selbst durchlebt, fühlt es sich eben um ein vielfaches schlimmer an, wenn der Traum vom Vermögensaubau jäh gestört wird.
Ist der Zweck dieses Posts eigentlich mich selbst zu roasten, so muss ich mich bzgl. meines Crashverhaltens dennoch loben. Die Talfahrt begann am 14.02.2020. Am 19.02. tätigte ich meine letzten Verkäufe (Bayer, Lufthansa und SAF-Holland). Am 03.03. hatte ich noch einen Verkauf eines Short Dax Hebel Zertifikats - das hätte ich mal noch 2 Wochen länger halten sollen....
Allerdings hatte ich hier im Crash meiner Meinung nach schon wieder zu früh gekauft - teilweise bereits Ende Februar, dabei ging es noch deutlich weiter nach unten. Wobei rückwärtig betrachtet natürlich auch diese Kurse schon wieder kaufenswert waren.
Das traurige ist aber tatsächlich, wie viel Aktienschrott während 2020 und auch teilweise noch 2021 den Weg in mein Depot fanden. Alle zu nennen würde hier zu weit führen und natürlich ist hier auch Hindsight Bias im Spiel. Bei einigen der Aktien habe ich sogar gute Rendite gemacht, aber eben nicht aus nachvollziehbaren Gründen, sondern einfach aufgrund glücklicher Käufe und Verkäufe während Hypephasen. Die Folgejahre und unzählige Investmentbücher haben mir geholfen mein Depot im Laufe der Jahre in ein langfristig ausgerichtetes Depot, zu verwandeln, das zwar auch Risiken enthält, aber dieser Risiken bin ich mir heute viel bewusster.
Aber kommen wir zum lustigen Aktienschrottwichteln - was hatte ich denn im Verlauf der Pandemie alles eingesammelt: Beyond Meat, Teladoc Health, ITM Power, Powercell, Plugpower, Aurora Cannabis, Planet 13, Tattooed Chef, Wirecard, Luckin Coffee, Hyper Solar, Nano Dimension, Aquabounty, Butterfly Network (wtf. was ist denn das nochmal?). All diesen Schrott habe ich schon lange nicht mehr im Depot. Aber alle diese Käufe und Verkäufe von Schrottaktien gehen auf das gleiche Muster zurück - mit Fundamentalanalyse hat das nichts zu tun.
Fehler #4:
In einem übertriebenen Bullenmarkt der mit gedrucktem Geld geflutet wird, wenn alle Aktien nur noch nach oben laufen, verliert man leicht die Sicht dafür, was wirklich die Qualitätsunternehmen sind. Viele Kurse gehen dann nach oben und es ist wie mit den Kryptowährungen - der intrinsische Wert steigt nicht, aber es gibt immer einen noch dümmeren Käufer, der bereit ist noch mehr für die Aktie zu bezahlen, als du zuvor. Ein System, das aber nicht ewig weiterlaufen kenn. Denn unendlich hohe Aktienkurse sind nicht möglich, und das Downside Risk wird um so höher, je höher der Kurs steigt. Fast alle der oben genannten Schrottaktien waren unprofitabel, viele davon sind es heute noch, oder inzwischen pleite. Sins of Omission - Unterlassungssünden: Was mir heute durch den Kopf geht, ist: wie viele geniale Qualitätsunternehmen hätte ich damals zum Schnäppchenpreis kaufen können, statt diesen ganzen Hypeschrott? Zugegeben, diese waren zu weit weniger Discount im Angebot, aber im Vergleich mit heutigen Bewertungen, wäre der damalige Dip bei z.B. Microsoft oder Nvidia dennoch das Megaschnäppchen gewesen.
Letztere hatte ich übrigens auch im Mai 2020 zum Kurs von 8 Euro eingesammelt. 280 Anteile - die ich in vielen Tranchen verkauft habe und auch einige Male nachgekauft hatte. Auch hier wäre aus heutiger Sicht einfach halten schlauer gewesen. Aber in dem Fall kann ich mich bei den Teilgewinnmitnahmen mal nicht beschweren, Ist immerhin ein schöner Multibagger für mich.
Was mir so beim groben überfliegen der Transaktionen noch auffällt - kommen wir zu einem meiner größten Fehler Wirecard. Emotionen, die dazu führen, dass du irrationale Entscheidungen triffst.
Fehler #5:
Bei Wirecard habe ich auch viel Unfug getrieben. Das hatte hier sicher auch mit Confirmation Bias zu tun. Als die Gerüchte immer lauter wurden, dass hier Bilanzbetrug im Spiel ist hatte ich auch, statt nach Quellen zu suchen, die genauer auf den Art des Betrugs eingehen, lieber nach Quellen gesucht, die erklären, warum Wirecard ein solides Unternehmen sei und dass das doch bei einem DAX-Unternehmen gar nicht möglich ist. In diese Überzeugung hatte ich mich so hineingesteigert, dass ich selbst überzeugt, war dass es sich einfach nur um eine bösartige Shortseller Attacke handelte und dass Wirecard sicher noch, trotz x-facher Verschiebung Mitte des Jahres ihre Zahlen vorlegen würde und in der eigens angezettelten Finanzprüfung seine Unschuld nachweist. Als dann die Kurse fielen, war ich tatsächlich noch so doof 2 mal nachzukaufen. Am 18.06. - dem Tag des Debakels. Bei 58 und bei 54 Euro - direkt ins fallende Messer gegriffen und das war wirklich aus der Emotion heraus - ich kann mich noch an den Tag erinnern, als ich das mitbekommen hatte war ich noch erbost und dachte -das ist die Chance hier günstig nachzukaufen. Verkauft habe ich meine Anteile dann zu 16Euro, 14 Euro Ende Juni und zuletzt zu 1,36 Euro im September 2020. Fazit für mich: Schmerzensgeld bezahlt, viel gelernt und ich lasse die Finger von Unternehmen, bei denen konstant Betrugsvorwürfe herrschen - es gibt so viele gute Unternehmen, bei denen es keinerlei Betrugsvorwürfe gibt, dass es das Risiko nicht wert ist. Ich bin zwar gerne der Contrarian - in dem Fall passe ich aber zukünftig gerne. Und ich lasse mich beim Aktienkauf / Verkauf nicht von Emotionen zu kurzfristigen Aktionen verleiten.
So langsam möchte ich zum Schluß kommen. Mir hat diese Reflektion dabei geholfen, mir noch einmal vor Augen zuführen, welche Fehler ich mir in den letzten Jahren, vor allem während der Pandemie geleistet habe. Zukünftig will ich diese natürlich vermeiden. Dennoch spielt hier häufig die Psychologie eine Rolle und man wird immer mal wieder in die ein oder andere Falle tappen. Das Ziel ist es aber einfach bessere Entscheidungen zu treffen. Gute Aktien länger laufen zu lassen, aber dennoch übertriebene Überbewertungen zu erkennen. Selbst als mir während der Pandemie hier noch viel Erfahrung gefehlt hatte, erkannte ich Ende 2021, dass die Bewertungen viele meiner Portfoliounternehmen nicht rational waren. Im November 2021 hatte ich tatsächlich einiges aus meinem Depot verkauft, das ich für überbewertet oder nich zukunftsfähig hielt. Der Ansatz war da - aber die Konsequenz hat gefehlt. Ich war damals bei vielen der zuvor genannten Schrottaktien noch stark im Plus.
Fehler #6:
Nicht realisierte Gewinnmitnahmen trotz Anzeichen von irrationalen Bewertungen. Irgendwann in 2021 hatte ich eine extreme Peak-Performance. Mein Gesamtvermögen war seit Pandemiebeginn um ca. als 200.000 Euro gewachsen - vor Allem dank irrationaler Steigerungen vieler Hypewerte in meinem Depot. Den Gedanken Gewinne mitzunehmen hatte ich zwar, und ich hatte vereinzelt Gewinne mitgenommen, aber sehr selten komplette Positionen verkauft - auch weil ich teilweise Kapitalertragssteuer vermeiden wollte. Die Konsequenzen sollte ich ca. 1 Jahr später in meinem Depot sehen. Viele der Hypewerte wurden brutal pulverisiert. Und viele der grandiosen Buchgewinne lösten sich in Wohlgefallen auf und ich war irgendwann wieder nur wenige zig-tausend EUros über meinem Ausgangswert zu Beginn der Pandemie. Hätte ich zum damaligen Zeitpunkt konsequent verkauft und abgewartet oder umgeschichtet wäre meine Ausgangslage für die Folgejahre deutlich besser gewesen.
Seit 2022 habe ich konsequent begonnen meine Depots umzubauen und nach und nach allen Schrott aus den Depots zu entfernen und in Unternehmen zu investieren, deren Geschäftsmodelle ich besser nachvollziehen kann, die profitabel sind und keine irrationalen Bewertungen unterliegen und bei denen für mich die fundamentalen Daten und das Narrativ zusammenpassen. Der Effekt trägt inzwischen Früchte, dennoch hat es nach meinen Depot-Peaks in 2021 über 2 Jahre gedauert um endlich wieder neue Höchststände im Depot zu erreichen. Dieses mal kann ich aber deutlich besser schlafen, als 2021.
Nachtrag: ein schlimmer Fehler fällt mir gerade als ich die letzten Zeilen tippe noch ein. Ein Fehler, den ich früher begangen habe und den vermutlich mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung begeht.
Fehler #7:
Der Fehler von dem ich spreche ist der, nicht mit dem Investieren anzufangen. Diesen Fehler hatte ich 2009 begangen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich damals überlegt hatte mir bei ING ein Aktiendepot anzulegen. Ich hatte damals, da ich mit dem Investieren nichts zu tun hatte, nicht mal so richtig realisiert, was die Finanzkrise für viele Unternehmen und Aktienkurse bedeutete. Ich kann mich aber daran erinnern, dass ich mit dem Gedanken spielte mit dem Investieren in Einzelaktien zu starten. Ich habe es aber damals nicht durchgezogen, da mir diverse Hobbies wichtiger waren. Ich kann nur vermuten, wie sich es auf mein heutiges Vermögen ausgewirkt hätte, wenn ich Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren gesammelt habe schon 10 Jahre früher gesammelt hätte. Aber besser spät als nie. Der beste Zeitpunkt mit dem Investieren zu starten ist immer so früh wie möglich.
Je früher du Fehler beim Investieren machst und aus ihnen lernst, desto erfolgreicher kann deine Investmentkarriere verlaufen. Also mach nicht lang rum sondern starte durch!
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