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AutorenbildAktien-EXP / Sebastian

Pleiten, Pech und Pannen - meine größten Investitionsfehler 2020

Ein ungewöhnliches Jahr nähert sich dem Ende. Vor 2 Jahren hatte ich ich mich entschieden mein finanzielles Schicksal mehr in die eigene Hand zu nehmen und vom komplett passiven Investieren in ein deutlich aktiveres Anlageverhalten zu wechseln. Diese Reise, die für mich Anfang 2019 noch recht zaghaft und einem noch recht überschaubaren ING Depot startete hatte nun bereits im 2. Jahr die ersten gravierenden Einschnitte durch die Corona-Pandemie und den damit verbundenen Crash im Frühjahr 2020 zu verzeichnen.

Glücklicherweise war ich durch die regelmäßige Lektüre diverser Börsenliteratur insofern gewappnet, dass ich im Frühjahr nicht komplett in Panik ausbrach und, als die Kurse im freien Fall waren, nur sehr wenig verkaufte.

Ich ergriff aber die Chance im Frühjahr und nach den ersten Anzeichen von Erholung mutig zu investieren und konnte somit über das Jahr die im Februar/März erlittenen, aber nicht realisierten Verluste mehr als ausgleichen.

Das Jahr hat mich definitiv reicher an Erfahrung gemacht und die durchlebten turbulenten Börsenphasen im Frühjahr haben mir geholfen wesentlich ruhiger zu bleiben, wenn es zu gelegentlichen Rücksetzern kommt.

Am Ende des Jahres steht für mich ein Rückblick und eine Analyse der gemachten Fehler mit dem Ziel mein zukünftiges Investitionsverhalten zu verbessern. Daher nun im Folgenden die Hitliste der Fehlschläge diesen Jahres.

  1. Wirecard: Mein bisher größter (inzwischen auch realisierter) Verlust. Hier fühle ich mich natürlich betrogen, wie viele Leidensgenossen. Dennoch habe ich sehr viel daraus gelernt. Wirecard war kurzzeitig meine größte Einzelposition. Die Warnzeichen, dass etwas bei der Bilanzierung nicht stimmen könnte waren erkennbar, aber hier war ich in meinem Confirmation Bias gefangen und ich wollte nur Positives sehen. Selbst den durchwachsenen KPMG-Bericht nahm ich nicht ernst und war immer noch der Meinung, dass es in Deutschland nicht möglich ist komplett falsche Zahlen zu liefern und damit den Wirtschaftsprüfer hinters Licht zu führen. Noch schlimmer war hier, dass ich hier emotionale Entscheidungen getroffen hatte und selbst, als nach dem EY-Bericht die Aktie im freien Fall war, nahm ich mir nicht genug Zeit die Lage zu prüfen sondern kaufte noch 2 mal nach, weil ich eine Chance witterte. Das war bei weitem das teuerste Lehrgeld meiner noch nicht so langen Investmentkarriere. Dieser Fehler wird mir aber nicht mehr passieren. Bei zukünftigen Investitionen werde ich definitiv mehr auf die Gerüchteküche hören und mir vielleicht lieber die ein oder Andere Chance entgehen lassen, statt erneut auf einen vergleichbaren Betrug hereinzufallen. Meine Verluste bei Wirecard waren im niedrigen 5-stelligen Bereich und ich habe mich auch einer der Sammelklagen angeschlossen, rechne aber nicht ernsthaft mit einer Kompensation. Die Wirecard-Misere bestätigte mich auch sehr in meiner Diversifikationsstrategie. Glücklicherweise war Wirecard, obwohl ein ansehnlicher Teil meines Depotwertes, dennoch nur 5-6% meines gesamten investierten Kapitals.

  2. Deutlich kleiner fielen die Verluste bei Luckin Coffee aus - hier nur im niedrigen 4-stelligen Bereich. Dieses Ereignis war sogar noch vor Wirecard. Der chinesische Starbucks-Konkurrent hatte, wie auch Wirecard schon vor der eigentlichen Kurs"implosion" mit Gerüchten zu kämpfen, dass die Bilanzen frisiert waren. Hier hatte ich zu viel Vertrauen in diverse Kanäle gesetzt, die die Aktie anpriesen und mich selbst sehr wenig mit dem Unternehmen beschäftigt. Wobei ich in einem Fall von Betrug, sowohl im Falle Luckin Coffee als auch Wirecard sagen muss, dass, wenn falsches Zahlenwerk vorgelegt wird wenig Chancen, vor allem für einen Privatanleger, bestehen, das zu erkennen. Ich bin seither definitiv vorsichtiger bei chinesischen Unternehmen geworden. Dennoch bin ich mit ca. 10-15% am chinesischen Markt investiert, aber hauptsächlich in größere Unternehmen.

  3. Nach den Top 2, bei denen es ja um Betrugsfälle ging komme ich bei den nächsten Fehlern eher auf entgangene Gewinne zu sprechen. Unternehmen die ich rückblickend zu früh verkauft hatte und nicht ausreichend Geduld bewies. Platz 3 macht hierbei Tesla. Tesla hat mir im vergangenen Jahr vermutlich die meisten Gewinne beschert. Ärgerlich ist hier aber rückblickend für mich, dass ich, obwohl ich seit fast 2 Jahren überzeugter Tesla-Anhänger bin, dennoch nicht genug Vertrauen in das Unternehmen hatte um initial eine größere Summe zu investieren und dann - in Buy-and-Hold Manier einfach mein Investment stehen zu lassen. Hätte ich das getan, wären die Gewinne wesentlich höher gewesen. Statt dessen hatte ich hier immer wieder gekauft und verkauft und das ewige hin und her hat mich einige mögliche Mehrgewinne gekostet.

  4. Baidu - die Aktie hatte ich lange Zeit im Depot und es war glaube ich eine meiner ersten chinesischen Investments. Allerdings bewegte sich die Aktie über sehr lange Zeit kaum vom Fleck und war zeitweise sogar rückläufig, obwohl das Unternehmen sich eigentlich positiv entwickelte. Hier hatte ich dann irgendwann verkauft, mit leichtem Verlust - das war im August. Hätte ich hier nur 4 Monate länger gehalten, hätte ich aktuell ca. 50% Plus gemacht. Auch hier kostete mich mangelnde Geduld mögliche Gewinne.

  5. Evotec - ein sehr ähnlicher Fall wie Baidu. Auch in Evotec hatte ich ziemlich früh 2019 investiert. Besonders aufgrund der Pandemie hätte ich es eigentlich logisch gefunden, wenn Evotec sich 2020 deutlich besser entwickelt. Dennoch gab es bei Evotec immer wieder Rücksetzer, die mich irgendwann im Oktober dazu veranlassten frustriert zu verkaufen, auch mit Verlust. Hier sei angemerkt, dass ich ungefähr im Quartalsabstand meine Aktien neu bewerte und besonders die schlecht gelaufenen Aktien tendenziell aussortiere. Hier fahre ich aktuell die Strategie auf Stärke zu setzen und Schwäche auszusortieren. Dies kann aber dazu führen, dass der ein oder andere mögliche Turnaroundkandidat aus dem Depot fliegt, bevor er sich wieder in die richtige Richtung entwickelt. An diesem Prozedere will ich auch weiter festhalten - dennoch muss ich mir überlegen, wie ich die Entscheidungsbasis verbessern kann, welche Werte ich letztendlich wirklich aus dem Depot entferne. Hier spielt Überzeugung eine große Rolle. Auch aktuell halte ich Werte die im Minus sind, bei denen ich aber felsenfest davon überzeugt bin, dass diese irgendwann wieder deutlich höher stehen werden.

Zum Thema entgangene Gewinne fällt mir noch das Thema Fehleinschätzungen ein. Als es im Februar/März in den ersten Lockdown ging hatte ich mir Gedanken über den Einfluss dieser Situation auf die Märkte gemacht - wer Interesse hat kann diese Theorien sogar in meinen älteren Blogposts vom Frühjahr 2020 nachlesen. Hier war ich davon überzeugt, dass der Onlinehandel in hohem Maße negativ beeinflusst sein könnte. Meine Theorie war hier, dass durch die Pandemie komplette Lieferketten unterbrochen würden und somit Unternehmen wie Amazon, Zalando etc. hohe Verdienstausfälle haben.

Diese Annahme war komplett falsch - als ich das realisierte, war der Zug aber leider schon fast abgefahren. Zum Zeitpunkt des Crashs war ich leider fast in keines der gängigen Onlineunternehmen wie Amazon, Shopify, Etsy, Zalando etc. investiert und hätte auch nicht den Mut gehabt nach den deutlichen Rücksetzern in diese Unternehmen zu investieren. Statt dessen setzte ich eher auf Microsoft und Apple und Konsorten, was sich zwar auch nicht als Fehler herausstellte, aber dennoch deutlich besser hätte ablaufen können.


Eines meiner am Besten gelaufenen Investments in diesem Jahr war Wayfair. Diese hatte ich im letzten Jahr noch 76 Euro gekauft. Nach dem initialen Corona Crash stand Wayfair kurzzeitig bei Knapp über 20 Euro. Auch hier hatte ich leider nicht den Mut einzusteigen. Wayfair stieg diese Jahr nur wenige Monate später auf über 280 Euro. Wer hier im richtigen Moment zugriff konnte in nur wenigen Monaten einen Tenbagger einstreichen.


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