Bei den aktuell gefühlt heiß laufenden Märkten wollte ich mir Gedanken bezüglich meines Depotrisikos machen. Daher hatte ich heute einige interessante theoretische Betrachtungen meines ING-Depots vorgenommen.
Welche Aktien genau in diesem Depot sind könnt ihr in einem der letzten Depotupdates sehen. Ich habe in meinem ING-Depot einen breit gestreuten Mix aus vielen verschiedenen Branchen und auch unterschiedlichen Ländern, wobei der Schwerpunkt bei den Branchen auf Tech liegt und bei den Ländern auf USA, da ich in der aktuellen Marktlage immer noch sehr stark auf Wachstumswerte setze, die ich häufig in diese Branche finde.
Ziel meiner Betrachtung war es einen besseren Überblick zu gewinnen, welche der im Depot befindlichen Aktien aktuell sehr hoch bewertet sind und welche nicht, und so die Risiken im Falle einer Korrektur besser einschätzen zu können.
Die Vorgehensweise hierbei habe ich wie folgt gewählt:
Zunächst hatte ich mir zu allen Depotwerten die aktuellen KGVs notiert (Abweichungen sind hier möglich, da die KGV Angaben aus verschiedenen Quellen oft leicht schwanken. Dies war bei ca. 2/3 der Depotwerte möglich
Für ca. 1/3 der Depotwerte konnte kein KGV errechnet werden, da (noch) kein Gewinn erwirtschaftet wurde. In den Meisten Fällen lag es daran, dass es starke Wachstumsunternehmen sind oder eben Unternehmen, die noch nicht lange an der Börse sind. In wenigen Fällen waren es Unternehmen, die coronabedingte Geschäftseinbußen zu erleiden hatten. Hiervon habe ich aber tatsächlich sehr wenige Kandidaten im Depot.
Um die Übung nicht zu kompliziert zu machen hatte ich mir daraufhin ein mittleres KGV überlegt, von dem ich ausgehe, dass es sich im Falle einer stärkeren Korrektur einstellt. Erfahrungsgemäß ist es bei Marktkorrekturen so, dass sehr hoch bewertete (KGV und KUV) Unternehmen besonders von der Korrektur betroffen sind, während stabile und "normal" bewertete Unternehmen weniger unter die Räder kommen - das konnte man auch im Corona Crash im März 2020 beobachten. Auch hier waren Unternehmen wie Microsoft, Apple, 3M, Johnson & Johnson deutlich weniger betroffen als High-Growth/Risk Stocks wie Wayfair oder Powercell.
Ebenfalls hatte ich mir für die Wachstumswerte ein KGU überlegt, das ich vermutlich dann im Schnitt einstellen könnte.
Entsprechend dieser Überlegungen habe ich dann ausgehend vom aktuellen Kurswert alle Depotwerte angepasst.
Bei meiner Kalkulation ging ich davon aus, dass sich bei einer Rückkehr zu defensiveren Bewertungskriterien ein mittleres KGV von 20 einstellen könnte. Beim KUV hatte ich mit einem Wert von 1 gerechnet.
Rechenbeispiel:
Unternehmen A - aktueller Kurswert 100, KGV 80. Dieses würde nach der Umrechnung mit 25 bewertet. Da sich mit dem Kurswert 25 ein KGV von 20 ergeben würde. (20/80 x 100).
Die Rechnung lässt sich nach einmaliger Anlage in Excel auch sehr schnell in optimistischere oder pessimistischere Szenarien umrechnen. Für mich sind die oben genannten Faktoren jedoch pessimistisch genug. Selbst bei einer kommenden Korrektur rechne ich nicht mit so einem starken Einbruch, da momentan einfach unheimlich viel Geld im Markt ist und ich mir nicht vorstellen kann, wo dieses hin diffundieren sollte, wenn nicht in Aktien.
Angewendet auf mein ING Depot ergibt sich mit der oben angegebenen Umrechnung - also normalisiert auf KGV 20 und KGU 100 eine Reduzierung des Depotwertes um fast exakt 50%.
Das klingt heftig, und würde auch schmerzen. Dennoch finde ich es wichtig sich diese Szenarien vor Augen zu führen. Die Eintrittswahrscheinlichkeit eines solchen Szenarios würde ich bei 15-20% einschätzen. Also gar nicht mal so unwahrscheinlich.
Falls ihr ähnliche Betrachtungen eures Depots durchführt um Risiken einzuschätzen, würde mich sehr eure Vorgehensweise interessieren. Ich würde mich hier freuen, Kommentare oder Feedback per Mail zu erhalten.
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