Teil 3 - Die Anfänger Fallen
- Aktien-EXP / Sebastian
- 12. Feb. 2020
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Jan. 2021
Nicht den Kursen hinterherlaufen: Häufig sieht man bei einzelnen Aktien aufgrund guter oder schlechter Neuigkeiten sehr kurzfristige Kursänderungen. Besondere Gefahren bieten hier für den Anfänger Pennystocks also Werte die im niedrigen Euro Bereich oder sogar unter einem Euro notieren. Bei diesen Werten kann es aufgrund von relativ kleinen Transaktionen zu größeren Kursschwankungen kommen. Dieses kann dich gerade als Börsen-Neuling dazu verleiten mit aufzuspringen, weil du siehst, dass Aktie XYZ innerhalb 2 Stunden 40% gewonnen hat und du denkst es geht so weiter und du kannst hier das schnelle Geld machen. Ich kann dir versichern, dass das in den allermeisten Fällen nicht so ist. In der Regel siehst du bei diesen Unternehmen dann auch, dass in relativ kurzer Zeit der Kurs wieder absackt. Hier gibt es aber meiner Meinung nach Ausnahmen, über die man sich bewusst sein sollte. Es gibt starke Wachstumswerte, die seit ewigen Zeiten immer nur steigende Kurse haben - hier macht es natürlich trotz stetig steigender Kurse einzusteigen, da man unter Umständen sonst ewig auf einen Rücksetzer wartet. Auch Amazon, Microsoft und andere waren einst ein Penny Stock, das sollte man nicht vergessen.
Überlege dir für deine Aktien ein Exit-Szenario. Das kannst du entweder über Stop-Loss erledigen. Das bedeutet, dass du einen Grenzwert angibst bei dessen Unterschreitung du deine Aktien verkaufen möchtest, um den Verlust zu begrenzen. Hier ist aber auch Vorsicht geboten, da dein Stop Loss Limit nicht garantiert, dass du genau bei diesem Wert verkaufst. Es kann auch passieren, dass du deutlich darunter verkaufst, wenn der Kurs zu schnell absackt. Ich habe eigentlich immer einen ganz guten Gesamtüberblick über meine Aktien, so dass ich Rücksetzer relative zeitnahe mitbekomme. Du kannst bei manchen Brokern auch ein Alarmlimit setzen bei dessen Unterschreitung du z.B. per Mail informiert wirst - dann kannst du immer noch überlegen eine manuelle Verkaufsorder zu platzieren Generell kann ich nur empfehlen rechtzeitig aus einer Aktie auszusteigen, wenn der Kurs zu sehr sinkt und auch absehbar ist, dass sich auf längere Sicht keine Verbesserung einstellen wird. Hier klammere ich ganz klar Short-Attacken aus - hierzu werde ich separat etwas schreiben. Es macht aber, wenn du nicht speziell eine Dividendenstrategie fährst für mich keinen Sinn länger in einem Wert investiert zu sein, der sich nicht entwickelt - das ist totes Kapital, das du dann genau so gut auf dem Konto parken kannst. Besser mit begrenztem Verlust verkaufen und in einen Wert mit mehr Potenzial investieren. Zu Stop-Loss-Orders kann ich nur sagen, dass ich sie selbst nur sehr selten verwende und auch nicht wirklich gute Erfahrungen gemacht habe. Ich hatte sie in der Vergangenheit teilweise bei volatilen Werten während Urlauben genutzt. Rückblickend betrachtet muss ich sagen, dass ich dadurch nicht wirklich etwas gewonnen habe. Wenn man einen einigermaßen soliden Überblick über sein Depot und die darin enthaltenen Werte hat und regelmäßig die Veränderungen trackt, fahre ich selbst besser ohne Stop-Loss-Orders. Im Fall von Derivaten kann es allerdings sinnvoll sein. Wenn du mit KO-Zertifikaten hantierst ist es meist klug, da du ja dann eher auf einen kurzfristigen Anstieg oder Abstieg spekulierst, dich in die jeweils andere Richtung abzusichern.
So - jetzt zu Short-Attacken: das sind in der Regel absichtlich platzierte Meldungen, oft auch Falschmeldungen mit der Absicht die Investoren zu verunsichern und in Panik zu versetzen, die daraufhin versuchen Aktien abzustoßen was den Kurs teilweise stark sinken lässt. Profiteure des Ganzen sind die Shortseller, die darauf gesetzt haben, dass der Kurs der Aktie fallen wird. Hier kann es zu recht heftigen Kurs-Schwankungen kommen. Berüchtigt sind hier beispielsweise die von der Financial Times initiierten Short-Attacken auf die Wirecard Aktie (die sich ja im Nachhinein auch als begründet herausgestellt haben), aber auch Varta oder Tesla und viele andere Unternehmen sind hier regelmäßig unter Beschuss. Ich kann dir hier nur empfehlen, die News auf Wahrheitsgehalt überprüfen und möglichst viele Informationen von verschiedenen Seiten zu prüfen. Meistens resultieren Short-Attacken in einem sehr steilen Absinken des Kurses. Ich würde eher davon abraten dann am Boden dieses Absatzes panisch die Aktien zu verkaufen. Denn meistens erholt sich der Kurs, sobald der Wahrheitsgehalt der Attache mehr und mehr durchleuchtet wird, und mehr und mehr übernervöse Anleger wieder zur Vernunft kommen der Kurs mehr oder weniger schnell. Falls du dann immer noch aussteigen willst hast du in der Regel zumindest einen geringeren Verlust erlitten, als wenn du sofort beim heftigsten Kursabfall verkauft hättest. Ich stelle mir Kurse oft als Schaltkreis vor, der überschwingt. Wenn positive oder negative News veröffentlicht werden geht der Kurs oft steil nach oben oder unten. Er schwingt aber recht häufig wieder etwas zurück, so dass es sich häufig lohnt etwas abzuwarten, bis die Überreaktion vorbei ist. Der Effekt kann aber auch positiv genutzt werden. Im Falle von Wirecard hatte ich die Rücksetzer bei Short-Attacken sogar mehrfach zum nachkaufen genutzt, da ich von dem Unternehmen absolut überzeugt war. Hier habe ich teures Lehrgeld bezahlt aber auch sehr viel dazugelernt.
Gleiches gilt für die "Long"-Attacke. Ich glaube den Begriff gibt es nicht - es wäre möglich, dass ich den soeben erfunden habe. Was ich meine sind Effekte, die ich besonders von Pharma, Biotech oder Medizintechnikstartups kenne. Hier liest man häufig News wie "Unternehmen XY startet klinische Studie" oder will Medikament ABC zulassen, woraufhin dann gerade bei kleineren Unternehmen der Kurs stark nach oben springt. Hier wird die Fantasie einiger Anleger durch ein vermeintliches neues "Allheilmittel" angeregt. Die wenigsten kennen sich hier aber in der Materie gut genug aus, um das richtig einschätzen zu können. Die Gefahr ist hier für den Anfänger ebenfalls extrem groß, durch den großen kurzfristigen Kursgewinn, z.B. Faktor 2-4 in wenigen Stunden, dazu animiert zu werden zu investieren - zu dem Zeitpunkt zu dem du diesen Kurssprung aber bemerkst und einsteigst, geht es meist schon wieder bergab und über den Lauf der nächsten Stunden und Tage würdest du hohe Verluste einfahren. Ich kann davon nur abraten. Ist mir selbst einmal passiert (bei Mologen) - hier hatte ich gerade noch die Kurve gekriegt und bin mit nur 10% Verlust wieder raus. Wenn ich bis heute drin geblieben wäre hätte ich mehr als 90% verloren. Wenn ein Kursverlauf in eine Fahnenstange läuft, also sehr stark exponentiell ansteigt ist es in den meisten Fällen nicht ratsam noch einzusteigen. Es kann zwar noch geraume Zeit weiter steil bergauf gehen. Aber kein Kursverlauf kann anhaltend exponentiell verlaufen. Das Risiko, dass der Kurs wieder steil bergab läuft ist höher als die Chance, dass es weiter exponentiell nach oben geht.
Comments