Die letzten Wochen waren schmerzhaft, wann immer man ins eigene Depot schaute. Vor Allem wenn man viele Wachstumsaktien unter seinen Stock Picks hatte. Es machte sich bezahlt ein diversifiziertes Portfolio zu haben.
In dieser Marktphase sind meine verschiedenen Depots sehr unterschiedlich gelaufen:
Mein ING Depot, in dem ich einen breiten Mix aus vielen Wachstumswerten, aber auch einigen konservativeren Einzelaktien fahre, und das aktuell ungefähr 3/5 meines insgesamt investierten Kapitals ausmacht hat seit dem Hoch im Februar ca. 20% verloren.
Mein Sparplandepot dagegen, das zwar im Vergleich zu den anderen Depots stetig wächst, aber vom insgesamt investierten Kapital aktuell nur ca. 10% ausmacht, ist fast unverändert. Es besteht zu ca. 1/3 aus ETFs und zu 2/3 aus besparten Einzelaktien überwiegend solider Werte wie Apple, Microsoft, Amazon, Visa, McDonalds, Adidas etc.
Mein Sparkassendepot, das vom gesamt investierten Kapital aktuell ca. 2/3 ausmacht, über dessen Auflösung ich im letzten Jahr des häufigeren nachgedacht hatte, da es während des massiven Tech/Growth Bullenmarktes im letzten Jahr stark unterperformt hat, trumpft allerdings seit Februar mit zwar langsamen aber stetigen Wachstum um ca. 5%. Hier verbergen sich solche Aktiendinosaurier wie Daimler, Siemens, BASF und Total, sowie ein ETF sowie ein Floßbach von Storch Fonds.
Besonders das Sparkassendepot verhilft mir in dieser recht anstrengenden Börsenphase zu einem kleinen Lichtblick und zeigt mir wieder, dass es wichtig ist auch "Langweileraktien" im Depot zu haben. Diese verhelfen dem Gesamtdepot in solchen Phasen zu Stabilität und retten es vom kompletten abkippen.
Wer meinen Blog schon eine Weile verfolgt erinnert sich vielleicht an die von mir für dieses Jahr verfolgte Iron Will Strategie. Diese sollte darin bestehen weiter stetig zuzukaufen und nichts zu verkaufen. Allerdings stellte ich mir das Jahr anders vor. Ich hatte mich inzwischen zugegebenermaßen daran gewöhnt, dass die Kurse nur nach oben laufen. Und auch wenn das Unterbewusstsein einen kontinuierlich ermahnt hatte, dass dieser Zustand nicht anhalten kann, so hatte man sich doch irgendwie daran gewöhnt.
Die aktuell fast täglichen Kursrutsche, die zunächst bei den High Risk - High Growth und Hype Stocks begonnen hatten erfassen nun auch immer mehr auch solidere Werte. Mental mache ich mich darauf gefasst, dass es noch weiter nach unten geht. Ich stelle mich auf weitere schwere Wochen und vielleicht Monate ein in denen die Irrationalität, die sich über viele Monate im Markt etabliert hat nun langsam abbaut. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass wir am Ende wieder unter Kursniveaus unter denen vor der Pandemie landen.
Vielleicht erinnert ihr euch noch an meinen Blogpost zur Risikobetrachtung meines Depots hier hatte ich die Möglichkeit Normalisierung der KGVs über alle Werte im Depot betrachtet und das zu diesem Zeitpunkt von mir mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit eingeschätzte Risiko, dass dadurch mein Depot um insgesamt 50% einbricht ist nun bei Weitem nicht mehr in so weiter Ferne wie damals im Februar 2021.
Gab es Hinweise? Interessanterweise kann ich mich an ein Interview mit Börsenurgestein Hans A Bernecker Ende Januar erinnern, in dem er mit hoher Gewissheit von einer deutlichen Korrektur in den nächsten Wochen/Monaten ausging. Recht hat er gehabt der alte Hase, dessen Meinung ich sehr schätze, auch wenn er sich schon öfters getäuscht hat.
Das Positive im Negativen
Was ist an der gegenwärtigen Situation positiv? Auch wenn es schmerzhaft ist, so bewerte ich es für mich positiv, dass viele Aktienwerte nun endlich wieder zu einer realistischeren Bewertung zurückkommen. Was mir im letzten Jahr wahnsinnig auf die Nerven ging ist, dass man - wie sagt man so schön - mit jedem Scheiß Geld machen konnte. Bar jeglicher Vernunft ging jede Aktie nach oben, jede SPAC schoss durch die Decke und jede IPO ebenso, egal ob ein vernünftiges Unternehmen dahintersteckte oder eine Luftnummer. Auch wenn ich, aufgrund der verfügbaren Geldmengen im Markt und Nullzinsen es erklärbar finde, dass Bewertungen von Wachstumsunternehmen im Schnitt heute höher sein können als vor 10 oder 20 Jahren, so finde ich es dennoch unverständlich wenn Unternehmen mit abartigen KUVs und KGVs bewertet sind.
Ruhig ist es geworden um viele der Hype-Stockchannels auf Youtube, die im Stundentakt über neue unbekannte Pennystocks berichteten, die im Tagestakt um zig Prozente nach oben liefen. Interessant, wie der Enthusiasmus abnimmt, wenn es mal nicht so läuft. Hier trennt sich nun die Spreu vom Weizen.
Ich kann mir vorstellen, dass Anleger, die sich haben komplett mitreißen lassen und alles nur noch in diverse Hype-Stocks investiert hatten und womöglich Aktien auf Kredit gekauft haben (ein Verstoß gegen einen der grundlegendsten Grundsätze). Investiere niemals Geld auf Kredit oder Geld, das du dringend kurzfristig benötigst in Aktien. Hier kommt nur Geld in Frage, an das du im Idealfall für viele Jahre nicht ranmusst. Ich halte mich eisern an diese Regel und muss so auch keine Panikverkäufe tätigen. Spaß macht mir das Ganze momentan dennoch nur bedingt.
Über Langezeit, so ist meine Überzeugung und so zeigt die Historie gehen Aktienkurse nach oben. Was wir aktuell sehen ist die Rückkehr zum Mittelwert. Viele Kurse waren überzogen hoch, je überzogener desto stärker der Absturz.
Wenn ihr den Markt im Moment hasst, nicht mehr in euer Depot schauen mögt und etwas Optimismus benötigt kann ich euch nur empfehlen, lest Bücher, die einem die langfristigen Entwicklungen am Aktienmarkt nahebringen, lernt aus gemachten Fehlern und steht diese Phase durch. Irgendwann drehen die Kurse - ich hoffe nur ihr seid ausreichend diversifiziert.
Mich beruhigen in diesen Phasen Bücher von Beate Sander, Dr. Markus Elsässer, Peter Lynch, Gerd Kommer. Es hilft auch langfristige Kursverläufe zu betrachten und sich klar zu machen, dass auch Aktien wie Amazon heute viel höher als vor 20 Jahren stehen, obwohl damals der Kurs um 90% eingebrochen ist. Dagegen ist der aktuelle Kursrutsch noch moderat - selbst bei solchen Hypewerten wie Plugpower, wobei es auch nicht unwahrscheinlich ist, dass diese um weitere 50% einbricht.
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