Diese Frage stellt sich wahrscheinlich jeder irgendwann einmal. Bei den ganzen Crash-Propheten, die das Internet unsicher machen und der relativ euphorischen Marktlage ist das verständlich, ich will mir aber nicht zu viele Sorgen machen, da diese Herrschaften ja eigentlich immer präsent sind und schon seit Jahren den Megacrash voraussagen. Würde man darauf aber trauen und nicht investieren, dann würde man die stärksten Markphasen verpassen und sein Geld auf der Bank bei Nullzinsen parken.
Spaßeshalber habe ich heute mal ein Experiment gemacht und mein aktuelles Portfolio zurückverfolgt und habe mich mal in die Zeit Ende 2008/Anfang 2009 versetzt in die Zeit nach der Lehman-Pleite versetzt. Leider konnte ich das nicht 1:1 nachvollziehen, da es einige Unternehmen in die ich investiert bin zum damaligen Zeitpunkt nicht gab. Da ich die Werte aus meinem Portfolio-Programm entnommen in dem ich auch die Historie sehe, sind einige Werte dabei die ich nicht mehr im Portfolio habe. Zu 90% ist es aber aktuell.
Angeschaut hatte ich mir dabei 2 Faktoren.
Wie war der Prozent drop? Also wieviel % hätte ich vom Beginn des Crashes (hierfür hatte ich August 2008 angesetzt) bis zum Tiefpunkt vor dem Einsetzen der Erholung (ca. Feb/März 2009) verloren?
Wie schnell haben sich die Werte erholt und sind wieder über Werte des August 2008 geklettert?
Die beiden folgenden Tabellen listen die Werte in der jeweiligen Sortierung. Die ersten 3 Zeilen zeigen die Referenzindizes.
nach drop geordnet
nach recovery geordnet
Ich muss gestehen, ich hätte mir hier etwas aufschlussreichere Ergebnisse gewünscht. Aber zumindest einige Erkenntnisse kann ich aus dem Experiment denke ich mitnehmen:
Im Mittel entspricht der Prozent drop meines Porfolios ziemlich genau dem der Referenz Indizes (also zwischen 40% und 50%).
Bei den Branchen meine ich eine leichte Tendenz zu erkennen, so dass die Basiskonsumgüter (hellblaue Markierung) beim Drop etwas besser wegkommt als andere Sparten.
Was die Recovery ausmacht, ist es schwer eine Parallele zur Branche hineinzuinterpretieren. Überraschend war hier Netflix, die damals im Crash schneller als viele andere gefallen ist, aber sich auch sehr schnell wieder erholt hat. Das liegt aber mit hoher Warscheinlichkeit daran, dass der Crashzeitpunkt hier unmittelbar vor einer regelrechten Kursexplosion von Netflix stattfand und Anfangspunkt einer 2-jährigen Phase war, in der sich die Aktie mehr als verzehnfacht hat.
Beim Drop down konnte Netflix ebenfalls überraschen - vermutlich gleiche Ursache wie bei der Recovery. Ebenfalls überrascht war ich hier von McDonalds, die hier sonst die einzige Ausnahme ist. McDonalds kam damals fast unbeeindruckt durch die Krise, vermutlich dem Fakt geschuldet, dass gegessen immer wird, bevorzugt günstig? Wenn jemand hier genaueres weiß - ich wäre interessiert daran.
Fazit für mich wäre, und das hatte ich eigentlich auch schon zuvor vermutet, mein Portfolio ist auch nicht krisensicherer als der DAX oder der S&P500. Wichtig ist aber definitiv immer genug Cashreserven beiseite zu haben um im Falle eines Crashs oder einer starken Korrektur wieder einsteigen zu können.
Disclaimer: Ich gebe keine Anlageempfehlungen. Jeder ist für seine Investitionsentscheidungen selbst verantwortlich. Im schlimmsten Fall kann eine Investition zum Totalverlust führen.
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